Inhalt des Dramas
Vorspiel: Sophia und Estella besprechen die ersten drei Bilder.
1. Bild
Professor Capesius meditiert Texte aus Benedictus Schulungsbuch. Er wird daran fast irre, weil sein Verstand nicht mitkommt. Er durchlebt eine beängstigende Vision sich widerstrebender Seelenkräfte. Benedictus muss ihm zu Hilfe kommen.
Dann bekommt er Besuch seines Freundes Dr. Strader. Der hat einen Nervenzusammenbruch verbunden mit einer tiefen Erkenntniskrise hinter sich. Erschütternde Begegnungen mit zwei Menschen, nämlich mit Theodora der Christus-Visionärin und mit Johannes, dem Maler geistiger Wirksamkeiten haben ihn durchrüttelt, weil er an ihnen realisiert, dass sie Zugang zu einer geistigen Ebene fanden, die er mit herkömmlich wissenschaftlichen Werkzeugen niemals erringen könne. Zudem zwang ihn die eigene Denktätigkeit, die Lehre von Wiedergeburt und Karma anerkennen zu müssen. Er hat alles geistige Streben und Forschen aufgekündigt und stürzt sich in die Ablenkung technischer Arbeit.
2. Bild
Maria wird von inneren Stimmen bedrängt, die die Trennung von Johannes Thomasius und sein Selbständig-Werden einfordern. Benedictus ist helfend zugegen. Maria kämpft heftig gegen die Stimmen an, sie liebt Johannes und führt Argument um Argument ins Feld, um den Trennungsgedanken ihre Berechtigung abzusprechen. Doch Benedictus muss die Forderung der inneren Stimme bestätigen und rät ihr, auf eine gemeinsame Vorinkarnation mit Johannes im Mittelalter zu schauen, um daraus Kraft und Verständnis für diese Schicksalsprüfung zu finden.
3. Bild
Johannes malt in seinem Atelier und schwärmt von Marias Inspirationsfeuer, dem er all seine künstlerische Schaffenslust und -kraft zu verdanken scheint. Er kann sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie er ohne Marias Liebesstrom geistige Schauungen in konkrete Bilder umsetzen sollte. Marias Andeutungen, selbständig zu werden, steht er fassungslos gegenüber. Auch er muss sich widerstrebenden Seelenkräften stellen.
1. Zwischenspiel: Sophia und Estella schauen auf das 4. Bild.
4. Bild
Professor Capesius besucht das Ehepaar Balde im Walde. Sein zerrütteter Seelenzustand verlangt nach Labung und Trost. Felix Balde schildert den Menschen als Schauplatz und Werk hoher Geistwesen. Der Professor ist geängstigt durch die großen, geistvollen Gedanken. Frau Balde wird ihm ein Märchen erzählen, dem er sich vertrauensvoll und willig öffnen kann: Ein zarter, hellsichtiger Knabe begegnet im Mondlicht drei Quellfrauen, die ihm ein gemeinsam gefertigtes Kelchgefäß mit Mondessilberlicht reichen. Doch ein wilder Drache kann ihm dreimal den Kelch rauben. Als erwachsener Mann in der Fremde sinnt er erschöpft über den Sinn des Lebens nach. Da erscheinen ihm wieder die drei Quellfrauen und reichen ihm Lebenshoffnungstrank aus einem Wunderbecher, Lebensglaubensstärke geschmiedet mit dem Wunderhammer und Lebensliebesstrahlen vom Wunderwebestuhl. Wieder naht der Drache, doch dieses Mal wird er von den Quellfrauen beschützt.
Capesius fühlt sich gestärkt durch die Märchenbilder der Frau Balde. Da läuft ihm Johannes, der Maler, über den Weg. Capesius erlebt Johannes´ Begegnung mit seinem Doppelgänger, einer Geistgestalt, dumpf mit. Der Doppelgänger stellt ihm voller Hohn die wahren Motive seiner Abhängigkeit von Maria vor Augen: es ist sexuelle Begierde! Doch Johannes wehrt sich krampfhaft gegen diese Wahrheit. Dies öffnet Lucifer und Ahriman die Tore, die triumphierend ihre Anteile an Johannes´ Seele einfordern.
Dann treten Capesius, Johannes und Maria bewusst in die Rückschau auf ihr Leben im Umkreis der Tempelritter ein.
PAUSE
2. Zwischenspiel: Sophia und Estella besprechen das 6. Bild.
6.Bild
Eine Szene aus dem Mittelalter lebt auf: 3 Bäuerinnen und 3 Bauern reden, z.T. nicht gerade freundlich, über Simon, den Juden und über die Tempelritter, die in der nahen Burg wirken. Simon (in der Gegenwart als Dr. Strader inkarniert) beklagt den Spott, doch verdankt er dieser Ausgrenzung, dass er in Ruhe nach naturwissenschaftlicher Methode (da ist er seiner Zeit weit voraus) Pflanzenstudien betreiben kann, um die Ergebnisse erfolgreich für Heilzwecke anzuwenden. Das macht ihn glücklich.
Der Bergwerksmeister Thomas (Vorinkarnation des Malers Johannes Thomasius) begegnet seinem geistigen Vater, dem Klostervorsteher und Dominikaner-Mönch (Vorinkarnation der Maria). Er erzählt von seinen Heiratsplänen mit Cäcilia, genannt Cilli, der Tochter des Ehepaars Kühne. Dann von seiner schmerzhaften Begegnung mit dem 1. Präzeptor des Ritterordens (Vorinkarnation des Professor Capesius), der sich als sein lang vermisster Vater zu erkennen gibt. Weil der Vater als Tempelritter zu den Feinden der Kirche gehört, kann Johannes ihn nur als Feind betrachten und wendet sich schmerzhaft von ihm ab.
7. Bild
Der Großmeister und die beiden Präzeptoren des Ritterorderns bewegen den bevorstehenden Untergang ihrer Burg. Der Großmeister ist sich gewiss, dass die gepflanzten Keime in den Seelen niemals vergehen, sondern in späteren Inkarnationen blühen und Früchte tragen werden.
Der Mönch (Maria) erscheint in der Burg und stellt die Forderung, die Templer sollten ein Grundstück, das sie als Bergwerk erschlossen hatten, der Kirche zurückgeben. Der 2. Präzeptor widerspricht dem heftig, weil das Grundstück überhaupt erst durch die Initiative und Wissenschaft der Templer einen Wert bekommen habe.
Der alleingelassene Mönch hat eine Vision seines vor 50 Jahren verstorbenen Oberhauptes seines Ordens (es ist die Geistseele des Benedictus). Dieser verlangt die Vereinigung von Kirche und Templern; anders als er zu Lebzeiten gesprochen hatte. Der Mönch ist verwirrt. Dies wird gesteigert durch das Erscheinen von Lucifer und Ahriman, die ihn raffiniert gegen die Templer aufhetzen.
3. Zwischenspiel: Sophia und Estella reflektieren das Gesehene und schauen auf das kommende 8. Bild.
8.Bild
Joseph Kühne (Vorinkarnation des Felix Balde) berichtet dem 1. Präzeptor (Professor Capesius) von den Heiratsplänen seiner Pflegetochter Cilli mit Thomas, dem zugewanderten Bergwerksmeister. Joseph Kühne folgt treu den Lehren der Templer und bittet den 1. Präzeptor um Hilfe, weil Thomas als Sohn der Kirche die Templer hasst und er befürchtet, dass dieser mit der Heirat Cilli auf seine Seite ziehen würde. Kühne und seine Frau haben Cilli an Kindes statt aufgenommen und Cilli lebt im Glauben, es seien die leiblichen Eltern. Der Präzeptor wiegelt ab, doch Kühne zeigt ihm Papiere, die belegen, dass der Präzeptor Cillis leiblicher Vater sei. Kühne weiß nicht, dass Thomas der leibliche Sohn des Präzeptors ist und eine Ehe somit Blutschande wäre. Der Präzeptor steht vor einem Scherbenhaufen. Er wusste längst, dass Cilli seine leibliche Tochter ist. Er hatte seine Familie im Stich gelassen, als die Kinder noch klein waren. Seine Frau starb bald darauf, die Kinder kamen getrennt in Pflege. Als der Sohn ihm im Erwachsenenalter wieder begegnet, gibt er sich als leiblicher Vater zu erkennen, doch sein Sohn stößt ihn als Glaubensfeind von sich. Nun droht auch noch die blutschädliche Ehe seiner Kinder. Er beschließt, den Kindern die Wahrheit zu sagen und alles Weitere dem Schicksal zu überlassen. Den Templern gegenüber hatte er alles verschwiegen.
Simon (Dr. Strader) trifft auf den Großmeister des Templerordens. Die Bauern haben ihn verfolgt. Der Großmeister legt dar, dass alle äußeren Anfeindungen ein Bild des großen Krieges seien, der von wiederstrebenden Mächten im Seeleninnern jedes Menschen ausfochten werde. Daraufhin erzählt Simon von wiederholten Begegnungen mit der Geistgestalt des Christus, was ihn tief berühre, aber was er zwanghaft und zornig zurückstoßen müsse. Ebenso ergehe es ihm mit den Christuslehren des Großmeisters, die er einerseits bewundere, aber gegen die er sich andererseits stemmen müsse. Simon fürchtet seine Mitte zu verlieren, jetzt und in späteren Erdenleben.
9. Bild
Frau Kühne (Vorinkarnation der Felicia Balde) erzählt ihrer Tochter Berta ein Märchen über das Menschheitsrätsel, wie Böses aus dem Göttlich-Guten stammen könne.
Die Bauern bewegen den bevorstehenden Untergang der Templer-Burg.
Cilli und Thomas im Gespräch: Beide akzeptieren ihre neuen Rollen als Geschwister. Cäcilia hofft auf eine Harmonisierung der Verhältnisse zwischen Thomas und seinem Vater, dem 1. Präzeptor und ihren Pflegeeltern, den Kühnes. Doch Thomas blockt, als treuer Sohn der Kirche, ideologisch verbohrt jegliche Annäherung ab.
PAUSE
10. Bild
Capesius (1. Präzeptor), Johannes (Thomas, der Bergwerksmeister) und Maria (Mönch) nach der Rückschau ins Mittelalter:
Capesius reflektiert seinen Gang durch die Geistwelten hin zum Rückschauerleben im Mittelalter und wieder zurück. Das Geschaute empfindet er als riesige Last, die es auszugleichen gilt. Er scheut davor zurück.
Johannes steigt aus dem spirituellen Schulungsweg aus. Seine Verdrängungen im Verhältnis zu Maria und seine Schuld aus dem Mittelalter, lassen ihn alles weitere geistige Streben als heuchlerisch erscheinen. Er unterwirft sich den unbewussten Schicksalskräften und somit Lucifer.
Maria wird von Ahriman attackiert, die Schauungen ihrer Vorinkarnation seien durch Benedictus illusorisch manipuliert, also unwahr und somit nicht bindend für weitere Erdenpflichten. Maria kann die Argumente Ahrimans mit der Weisheit geisteswissenschaftlicher Begriffe abwehren.
4. Zwischenspiel: Sophia und Estella betrachten die Protagonisten nach der Rückschau und blicken aufs 11. Bild.
11. Bild
Im Sonnentempel – eine Mysterienstätte im Geistigen:
Lucifer triumphiert, weil er Johannes´ Seele vereinnahmen konnte. Doch muss er bedauern, dass Ahriman Marias Seele nicht erobern konnte, was doch Bedingung gewesen wäre, um Johannes Seele auf Dauer an sich zu ketten. Der geschwächte Ahriman muss weichen als sich die bewusstlose Seele des Dr. Strader dem Tempel naht. Die Seelenkräfte Philia, Astrid und Luna flößen dem unbewussten Strader Kraft ein. Die geistigen Mentoren unserer Protagonisten erscheinen im Tempel: Theodosius für Strader, Romanus für Capesius und Benedictus für Johannes und Maria. Strader, obwohl unbewusst, hat Zugang zum Tempel, weil er durch Kraft des eignen Denkens spirituell weiterschreitet. Capesius darf nicht in den Tempel, weil ihm der Mut fehlt, seine karmischen Aufgaben anzupacken. Johannes darf ebenfalls nicht in den Tempel, weil er sich Lucifer ergeben hat. Maria erscheint und gelobt, Capesius und Johannes auf ihren weiteren Prüfungswegen zu begleiten und Johannes die Rückkehr zum Sonnentempel zu ermöglichen.
ENDE